Aperschnalzen immaterielles Kulturerbe in das österreichische Verzeichnis der Unesco aufgenommen
Sankt Gilgen (pw). Es war ein erfolgreicher Tag für die Schnalzer im historischen Salzburger Rupertiwinkel im Mozarthaus in Sankt Gilgen. Auf Initiative des Ehrenmitgliedes der Schnalzervereinigung Rupertiwinkel und Ehrenobmann der Walser Schnalzer wurde das Brauchtum des Aperschnalzens im historischen Rupertiwinkel als Immaterielles Kulturerbe der UNESCO anerkannt und in das Österreichische Kulturerbeverzeichnis aufgenommen. Das immaterielle Kulturerbe im Sinne der UNESCO-Konvention, die im Jahr 2003 verabschiedet wurde, reicht weit über die allgemein bekannten Bereiche der Volkskultur hinaus. Elemente des Kulturerbes sind unter anderem mündliche Traditionen, darstellende Künste, soziale Praktiken Rituale und Feste sowie traditionelle Handwerkstechniken. Sie schließen auch Wertsysteme, Traditionen und Glaubensrichtungen ein. Österreich ist der UNESCO-Kommission im Jahr 2009 beigetreten, deren wichtige Eckpfeiler die Rolle lokaler Gemeinschaften als Träger immateriellen Kulturerbes sind, sowie die Einbeziehung der Gesellschaft in die Umsetzung der Konvention.
Die Verleihung der Urkunde über den Eintrag als immaterielles Kulturerbe erfolgte im Mozart-Haus in St. Gilgen. Eine große Abordnung der Schnalzer hatte sich nach St. Gilgen aufgemacht, um diese Auszeichnung entgegen zu nehmen. Dabei waren natürlich der Träger des Goldenen Schnalzerabzeichens Initiator Ing. Ernst Müller aus Wals, der Vorsitzende der Schnalzervereinigung Rupertiwinkel, Bernhard Kern aus Saaldorf, der ehemalige Bürgermeister von Wals-Siezenheim und Träger des Goldenen Schnalzerabzeichens Ludwig Bieringer und sein Nachfolger als Bürgermeister Joachim Maislinger, die Landesobfrau der Salzburger Heimatvereine Walli Ebner und sowie die Gauobfrau für den Flachgau der Salzburger Heimatvereine Margit Schneeweis aus Straßwalchen. Auch die Träger des Silbernen Schnalzerabzeichens Anton Langwallner aus Viehhausen mit Gattin und Gertraud Hasenöhrl aus Himmelreich waren mit von der Partie. Vor der Verleihung schnalzte die Passe Wals III vor dem Mozarthaus in Gilgen drei Durchgänge und einen Pasch und viele Zaun- und Urlaubsgäste, die dieses Brauchtum noch nie gesehen hatten zeigten sich begeistert.
Im Mozartsaal begrüßte Dr. Monika Kalista von der Landesregierung in Salzburg, übrigens eine alteingesessene Freilassingerin, die vielen Gäste. Insgesamt konnten neben dem Brauchtum des Aperschnalzens sechs weitere Elemente in das österreichische Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Unesco aufgenommen werden, so der Innviertler Landler und Rudentanz, der Pinzgauer Tresterertanz, die Passionsspiele in Erl, die Klöppelei in Salzburg und die Flechtkunst des Korbmachens.
Zur Verleihung konnte Dr. Monika Kalista auch die Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission, Dr. Eva Nowotny begrüßen, die die einzelnen Gruppen vorstellte und die Urkunden übergab. Ing. Ernst Müller schilderte den Weg von der Antragstellung bis zur Aufnahme in das Verzeichnis, den er mit viel Akribie und Arbeit gemeistert hatte. Er hob hervor, dass es sich beim Aperschnalzen um ein einzigartiges und sogar länderübergreifendes Brauchtum handelt, welches schon über eine lange Tradition verfügt.
Der Vorsitzende der Schnalzervereinigung Rupertiwinkel Bernhard Kern erklärte den Gästen, dass das Schnalzen vom Stefanitag bis zum Faschingsdienstag stattfindet. Im bayerischen und salzburgischen Rupertiwinkel pflegen circa 1800 Schnalzerinnen und Schnalzer dieses Brauchtum, davon auch ungefähr 700 Kinder und Jugendliche, so dass die Schnalzer von Nachwuchssorgen nicht geplagt sind. Kern betonte, dass dieser Eintrag in das österreichische Verzeichnis der UNESCO alle mit einschließt, die den Brauch des Schnalzens pflegen, so auf der Salzburger Seite die Schnalzer aus Wals, Siezenheim, Loig, Gois, Viehausen, Liefering, Maxglan, Anthering, Bergheim und Steindorf. In Bayern ist es nun auch seit Mai 2013 möglich, die entsprechenden Bewerbungsunterlagen zum Eintrag in das Kulturerbe bei der UNESCO Deutschland einzureichen, was in den nächsten Wochen auch geschehen wird, so Bernhard Kern. Der Auftritt der Schnalzer in St. Gilgen fand allerseits viel Beachtung und dieses einmalige Brauchtum hat nach den Worten von Dr. Eva Nowotny im österreichischen Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO ein würdigen Platz gefunden.
Peter Wimmer (pw) für Freilassinger Anzeiger, Südostbayerische Rundschau und Traunsteiner Tagblatt am 06.06.2013.